Wie ist in Zukunft die Rede von Gott?

„Wie ist in Zukunft die Rede von Gott?“ ist ein Porträt- und Gesprächsprojekt.

111 Menschen werden fotografiert und nach ihrem Bezug oder ihrer Meinung zu Gott oder Göttern, Religion oder Spiritualität befragt. Gesucht werden diese Menschen in allen Teilen unserer Gesellschaft, in Wissenschaft, Politik, Kultur, Sport, Arbeit und Wirtschaft. Aus den Kirchen direkt werden nur wenige Menschen befragt, kirchenkritische Menschen sind ausdrücklich willkommen.

 

Wir leben in Zeiten großer Unsicherheiten, eines Krieges in der Ukraine, weltweiter Pandemie, kaum abzuwendender Klimakrise und dem Erstarken autoritärer Regime. Die katholische Kirche in Deutschland erlebt aktuell durch Missbrauchsskandale und einem katastrophalen Umgang damit einen tiefen Vertrauensverlust. Das Projekt beleuchtet vor diesem Hintergrund den persönlichen Umgang von Menschen mit Religiosität oder Spiritualität. Sucht der Mensch im Anblick der Krisen die Nähe zu Gott und Spiritualität? Oder wendet er sich enttäuscht und wütend ab?

Geplant ist eine Veröffentlichung als Buch und Website.

Der Fotograf Martin Steffen arbeitet vom Ruhrgebiet aus weltweit für verschiedene Magazinen, Unternehmen und Hilfsorganisationen. Steffen ist ehemaliger Assistent von Jim Rakete in Berlin und Jean Pierre Godeaut in Paris. Er fotografiert ausschließlich Menschen: Berühmte Menschen, arme Menschen, reiche Menschen und die Helden des Alltags sowieso. Dabei geht er gerne nah ran, immer voller Respekt für die Portraitierten.

Martin Steffen besucht Sie oder lädt sie ins Studio ein, Fototermine dauern etwa 20 Minuten.

Selbstverständlich erhalten Sie kostenlos ein Exemplar des fertigen Buches.

Hat die Rede von Gott noch eine Zukunft?

1 Frage. 111 Antworten. Von Prominenten und Nichtprominenten. Von Menschen aus ganz Deutschland. Hier 11 davon. Alle 111 Antworten liegen als Buch vor, das Mitte November im Echter Verlag erschienen ist. (ISBN 978-3-429-06740-3).

Gregor Gysi

Gregor Gysi (Jahrgang 1948) ist seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestags für die Partei „Die Linke“. Als Rechtsanwalt und Politiker in DDR und BRD prägte er die politischen Prozesse der Wiedervereinigung und war maßgeblich an der Entstehung der heutigen Linkspartei beteiligt.

Als jemand, der nicht an Gott glaubt, ist es mir wichtig, dass der befreiende Gehalt religiöser Ideen, auch wenn er erst in einer Religionskritik sichtbar werden sollte, nicht verloren geht. Es sind eben zurzeit nur die Religionen wirklich in der Lage, grundlegende Moral- und Wertvorstellungen allgemeinverbindlich in der Gesellschaft zu prägen. Viele Menschen in den Kirchen leben und vermitteln Moral- und Wertvorstellungen wie die Achtung der Menschenwürde, Solidarität, Barmherzigkeit, Gegner nicht abzulehnen durch ihr tägliches Tun und machen sie im besten Sinne zum Gemeingut, mit dem Entfremdungstendenzen der realen gesellschaftlichen Praxis zumindest teilweise kompensiert werden. Immer mehr Menschen verhalten sich nicht so; haben aber ein schlechtes Gewissen, weil sie die herrschende Moral verletzen. Das solidarische Engagement der vielen, ob sie es nun mit kirchlichem, humanistischem, gutnachbarlichem, linkem oder konservativem Hintergrund tun, ist zugleich Auftrag an uns alle, dafür zu sorgen, Politik und Gesellschaft so zu verändern, dass Entfremdung nicht weiter ein prägender Wesenskern bleibt.

Das tiefe Bedürfnis, an etwas zu glauben, ist sicherlich in jedem von uns verankert. Glaube gibt Halt in einer Welt, die uns jeden Tag vor neue Herausforderungen stellt. Dennoch wenden sich immer mehr Menschen von Gott und der Kirche ab. Anscheinend finden diese Menschen aus sich selbst heraus Kraft und Energie, ihrem Leben einen Sinn zu geben und positiv in die Zukunft zu schauen. Jeder braucht einen Grund, morgens aufzustehen, sein Leben zu leben. Aber ob es am Ende der Glaube an Gott ist oder der Glaube an das Gute, die Natur oder einfach an sich selbst – das ist in der heutigen Zeit meiner Meinung nach egal.

Hannah Heidersdorf

Hannah Heidersdorf, Jahrgang 2000, studiert Medizin an der Privatuniversität UMCH in Hamburg. Nach dem Abitur hat sie eine Ausbildung als Rettungshelferin sowie verschiedene Praktika absolviert, so auf der Intensivstation eines Universitätsklinikums, bei der Feuerwehr sowie in zwei Krankenhäusern.

Hannah Heidersdorf

Hannah Heidersdorf, Jahrgang 2000, studiert Medizin an der Privatuniversität UMCH in Hamburg. Nach dem Abitur hat sie eine Ausbildung als Rettungshelferin sowie verschiedene Praktika absolviert, so auf der Intensivstation eines Universitätsklinikums, bei der Feuerwehr sowie in zwei Krankenhäusern.

Das tiefe Bedürfnis, an etwas zu glauben, ist sicherlich in jedem von uns verankert. Glaube gibt Halt in einer Welt, die uns jeden Tag vor neue Herausforderungen stellt. Dennoch wenden sich immer mehr Menschen von Gott und der Kirche ab. Anscheinend finden diese Menschen aus sich selbst heraus Kraft und Energie, ihrem Leben einen Sinn zu geben und positiv in die Zukunft zu schauen. Jeder braucht einen Grund, morgens aufzustehen, sein Leben zu leben. Aber ob es am Ende der Glaube an Gott ist oder der Glaube an das Gute, die Natur oder einfach an sich selbst – das ist in der heutigen Zeit meiner Meinung nach egal.

Ernst Ulrich von Weizsäcker

Ernst Ulrich von Weizsäcker, geboren 1939 in Zürich, war von 1998 bis 2005 für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Wissenschaftler äußert er sich insbesondere zum Thema Umweltpolitik und tritt für mehr Klimaschutz ein.

”Hat die Rede von Gott noch eine Zukunft?

Ja! Sehr wichtig ist mir die Überwindung der Arroganz der Menschen. Gott steht für diese Überwindung. Bescheidenheit und Demut sind der Gegenpol zur Arroganz. Gott steht auch für diesen wunderbaren Planeten Erde. Die grausame Beherrschung und Ausplünderung der Erde durch den Menschen ist Sünde. Auch das Verprassen der Güter der Erde ist verwerflich. Und die Vermehrung der Weltbevölkerung muss aufhören. Der Bibelspruch ‚Seid fruchtbar und mehret euch‘ ist völlig überholt. Gott steht auch für Frieden. Angriffskriege, auch solche mit religiösem Ziel, sind eindeutig Sünde. Fortschritt, auch technischer Fortschritt soll sein. Aber ‚schöpferische Zerstörung‘ und radikalisierter Wettbewerb sind gefährlicher Unsinn!”

Mein Vater war Bergmann im spanischen Asturias, bevor er das Angebot einer Zeche in Essen annahm. So kam ich als Fünfjährige nach Deutschland. 40 Jahre habe ich beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat gearbeitet. Dort wurde Gott für mich in vielen Laien, Ordensleuten, Priestern und Bischöfen sichtbar, die in armen Regionen Lateinamerikas an der Seite derer stehen, die nichts besitzen. Das ist die Kirche, in der ich Gott sehe. Das ist die Kirche, in der die Rede von Gott eine Zukunft hat.

Die Missbrauchsskandale in Deutschland, Lateinamerika und der ganzen Welt schockieren mich. Dennoch lasse ich mir meinen Glauben nicht nehmen. Dass auch ein ehemaliger Geschäftsführer von Adveniat Priester, die in Deutschland Kinder missbraucht haben, unterstützt hat, sich durch Versetzung nach Lateinamerika der Strafverfolgung zu entziehen, stellt meinen Glauben auf die Zerreißprobe. Er hat so viel zerstört: die Glaubwürdigkeit der Kirche, aber in erster Linie das Leben der Betroffenen. Meinen Glauben hat er zutiefst erschüttert, aber nicht zerstört. Ich bin das Kind eines Bergmanns. Ich zünde die Grubenleuchte an, damit Gott uns sehen und mit uns in die Zukunft gehen kann.

Maria Herrero

Maria Herrero kam 1961 als „Gastarbeiterkind“ nach Essen. Das deutsche Schulsystem war nicht vorbereitet auf Kinder, die kaum Deutsch sprachen. Es waren ein Salesianer-Priester und die Schwestern der Göttlichen Liebe, die nach Lösungen suchten und die Kinder unterrichteten. Ihnen ist Maria Herrero bis heute dankbar.

Markus Lunkenheimer

Markus Lunkenheimer, Jahrgang 1966, ist in Bochum aufgewachsen und wohnt heute in Spabrücken, einem Dorf im Hunsrück. Nach Banklehre und Studium hat er sich selbstständig gemacht, zunächst mit der Teambuilding-Agentur „luckylu“, danach mit dem Textilveredelungs­unternehmen „Shirt-Bird“ in Rüdesheim. Der Diplom-Kaufmann hat eine Leidenschaft für Natur und Tiere und betreibt nebenbei eine Pferdehaltung.

Ich glaube an die hl. katholische Kirche. Ja, das tue ich wirklich. Wenn es um den Glauben geht, bin ich stockkonservativ. Im weltlichen Leben liberal. Die Kirche ist für mich der über Jahrhunderte bewährte Königsweg zu Gott. Sie bietet uns den Stab des Glaubens an, den wir von Generation zu Generation annehmen und weitergeben dürfen. Eine Anbiederung an den Zeitgeist lehne ich ab. Der synodale Weg, wie er in Deutschland beschritten wird, hat uns keine neuen Gläubigen gebracht, aber viel Verwirrung gestiftet. Kirche funktioniert, weil es einen Chef mit klarer Weisungsbefugnis gibt. Wenn um Verbesserungsvorschläge gebeten wird, heißt dies nicht, dass über elementare Inhalte des Glaubens abgestimmt werden darf. Die Kirchen werden von Sonntag zu Sonntag leerer. Selbst bei uns im Dorf in Spabrücken. Aber deshalb Wellnessmessen abzuhalten, mit Botschaften aus „Der kleine Prinz“ und vom Dalai Lama, ist keine Lösung. Der Weg zu Gott erfordert Disziplin und einen langen Atem. Sonntags raus, in der Messe auf harten Bänken sitzen, ohne Handy – nicht jedermanns Sache. Gott macht es mir nicht leicht, aber warum sollte er auch. Ich brauche ihn, nicht er mich.

Meine drei Geschwister und ich sind in einem 3-Generationen-Haushalt auf einem Bauernhof aufgewachsen. Unsere Großeltern, die kurz vor dem Ersten Weltkrieg geboren wurden, prägten unser Bewusstsein, dass nichts auf dieser Welt selbstverständlich ist. Gesellschaftlich hat sich seit der Zeit unserer Großeltern viel verändert. So ist zum Beispiel die Sorge um die Ernährungssicherheit in Zeiten offener Weltmärkte in Europa nicht mehr vorhanden. (Bei meiner täglichen Arbeit in und mit der Natur spüre ich aber noch immer etwas von der Demut meiner Großeltern. Denn bei aller Professionalität, bei allem Fachwissen, bei allem Arbeitseinsatz und Fleiß, bei aller modernen Technik bis hin zu satellitengesteuerten Landmaschinen erleben wir Landwirtinnen und Landwirte in unserem Beruf immer wieder, dass wir den Erfolg unserer Arbeit nicht in Gänze inder Hand haben. Momente, in denen ich mir dessen bewusst bin, lassen mich Gottes Nähe spüren. Sie sind für mich gleichzeitig Auftrag und Ansporn, Gottes Schöpfung zu bewahren. Damit auch künftige Generationen hier Landwirtschaft betreiben können.

Regina Böckenhoff

Regina Böckenhoff, Jahrgang 1982, hat nach dem Abitur eine landwirtschaftliche Ausbildung und anschließend ein Studium der Agrarwirtschaft absolviert. Die Diplom-Agraringenieurin und vierfache Mutter bewirtschaftet zusammen mit ihrem Mann einen landwirtschaftlichen Betrieb im westfälischen Lembeck.

Katharina Nocun

Dr. Katharina Nocun ist Publizistin. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit dem Spannungsfeld Digitalisierung und Demokratie auseinander. Ihr erstes Buch „Die Daten, die ich rief“ (2018) behandelt das Thema Datensammlungen von Staat und Konzernen. 2020 folgte der Bestseller „Fake Facts“ (gemeinsam mit P. Lamberty), 2021 „True Facts“ und im September 2022 „Gefährlicher Glaube – Die radikale Gedankenwelt der Esoterik“.

Strajk Kobiet

Gott hat einen schlechten Ruf in einigen Kreisen. Das liegt nicht an ihm, sondern an einigen, die meinen, in seinem Namen Politik zu machen und dabei ausgrenzen, verurteilen und selbst den Tod von Menschen in Kauf nehmen. Seit der Verschärfung des Abtreibungsrechts in meinem Geburtsland Polen sind mehrere Frauen gestorben, weil ein medizinisch notwendiger Abtreibung nicht vorgenommen wurde. Bei Verstößen gegen das geltende Recht drohen Ärztinnen drakonische Strafen.

Ein Schwangerschaftsabbruch infolge einer Vergewaltigung ist zwar erlaubt, es gibt aber viele bürokratische Hürden, die Betroffene unnötigem Leid aussetzen. Das betrifft auch Geflüchtete aus den Kriegsgebieten in der Ukraine.

Es gibt keine genauen Zahlen, wie viele Frauen Jahr für Jahr in Nachbarländer wie Tschechien oder Deutschland reisen, um einen Abbruch vornehmen zu lassen. Klar ist aber, dass es auch jene gibt, die sich das schlichtweg nicht leisten können – und deshalb zu anderen, womöglich 

lebensgefährlichen Mitteln greifen. Wer meint, aus der Bibel folge eine kategorische Ablehnung von Schwangerschafts- abbrüchen, kann das für seinen Körper gerne so umsetzen. Es anderen vorzuschreiben überschreitet jedoch eine rote Linie. Vor vielen polnischen Gemeinden in Deutschland wurde deshalb in den letzten Jahren immer wieder demonstrierten. Ich hab mich einmal dazugestellt. Einige Gemeindemitglieder auch.

Ich glaube an Gott und die Auferstehung. Welche andere Chance hat man schon? Mich hat der Gottesbeweis von Blaise Pascal überzeugt. Man glaubt an Gott, und Gott existiert – man bekommt im Himmel einen Fensterplatz. Man glaubt an Gott, und Gott existiert nicht – dann ist alles egal. Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert nicht – dann ist auch alles egal. Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert – man hat den schwarzen Peter gezogen und kommt in die Hölle. Alles, was auf Basis des Gottesglaubens in der Gemeinschaft getan wird, ist gut. Die Sorge umeinander. Der Kitt der Gesellschaft. Die Hilfe für Kranke und Schwache. Das ist auch der Grund, warum ich in der Kirche bin. An wessen Tür klingelt der Bettler in einer Regennacht? An der Tür des Pastors, irgendwo auf der Welt. Meine Aufgabe ist es, dem Pastor das Brot zu geben, das er dann teilen kann. Klar gibt es Skandale in der Kirche. Wir sind Menschen und übel. Aber die meisten in der Kirche streben zum Guten. Und die Kirche ist die einzige globale Organisation, die den Schwächsten in den Slums weltweit hilft. Lasst uns also die Skandale aufklären und in deren Überwindung die Kirche besser machen. Das Gute stärken, das Schlechte benennen und bekämpfen. Darum geht es.

David Schraven

David Schraven, Jahrgang 1970, ist Gründer von Correctiv und leitet das Recherchezentrum als Publisher. In seinem früheren Leben füllte er Zeilen bei der taz, Süddeutschen Zeitung, Welt-Gruppe und dem von ihm mitgegründeten Blog Ruhrbarone. Bei der WAZ-Gruppe (heute Funke-Gruppe) war er für das Investigativ-Ressort verantwortlich. David Schraven wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet.

Natalya Nepomnyashcha

Natalya Nepomnyashcha, 1989 in Kiew geboren, wuchs in einem sozialen Brennpunkt in Bayern auf. Ohne Abitur schaffte sie es zum Masterabschluss und arbeitet heute für eine der größten Unternehmensberatungen der Welt. 2016 gründete sie nebenberuflich das Netzwerk Chancen, das mit einem ideellen Förderprogramm über 2.500 soziale Aufsteiger*innen unterstützt und Arbeitgebende einbindet.

Ich möchte in diesem Zusammenhang eher über universelle ethische Prinzipien und Werte sprechen. Diese umfassen für mich unter anderem: Gerechtigkeit und Chancengleichheit: Alle Menschen sollten die gleichen Chancen haben, ihr volles Potenzial zu entfalten. Nachhaltigkeit und Verantwortung: Wir haben die Verantwortung, die Erde für zukünftige Generationen zu bewahren. Menschenwürde und Respekt: Alle Menschen haben Würde und verdienen Respekt. Solidarität und Mitgefühl: Wir sollten uns für die Bedürftigen und Benachteiligten einsetzen und uns gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung stellen. Diese Werte können uns leiten und inspirieren, eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu schaffen. Darüber sollten wir in Zukunft viel mehr sprechen.

Maria Herrero

Maria Herrero kam 1961 als „Gastarbeiterkind“ nach Essen. Das deutsche Schulsystem war nicht vorbereitet auf Kinder, die kaum Deutsch sprachen. Es waren ein Salesianer-Priester und die Schwestern der Göttlichen Liebe, die nach Lösungen suchten und die Kinder unterrichteten. Ihnen ist Maria Herrero bis heute dankbar.

Mein Vater war Bergmann im spanischen Asturias, bevor er das Angebot einer Zeche in Essen annahm. So kam ich als Fünfjährige nach Deutschland. 40 Jahre habe ich beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat gearbeitet. Dort wurde Gott für mich in vielen Laien, Ordensleuten, Priestern und Bischöfen sichtbar, die in armen Regionen Lateinamerikas an der Seite derer stehen, die nichts besitzen. Das ist die Kirche, in der ich Gott sehe. Das ist die Kirche, in der die Rede von Gott eine Zukunft hat.

Die Missbrauchsskandale in Deutschland, Lateinamerika und der ganzen Welt schockieren mich. Dennoch lasse ich mir meinen Glauben nicht nehmen. Dass auch ein ehemaliger Geschäftsführer von Adveniat Priester, die in Deutschland Kinder missbraucht haben, unterstützt hat, sich durch Versetzung nach Lateinamerika der Strafverfolgung zu entziehen, stellt meinen Glauben auf die Zerreißprobe. Er hat so viel zerstört: die Glaubwürdigkeit der Kirche, aber in erster Linie das Leben der Betroffenen. Meinen Glauben hat er zutiefst erschüttert, aber nicht zerstört. Ich bin das Kind eines Bergmanns. Ich zünde die Grubenleuchte an, damit Gott uns sehen und mit uns in die Zukunft gehen kann.

Die Kirchen stehen aktuell genauso wie beim Blick in ihre Geschichte nicht gut da: Missbrauchsskandale, immer weniger Mitglieder, die brutale Missionierung. Und trotzdem: Auch wenn ich nicht religiös bin, bin ich fest davon überzeugt, dass Glaube ein fundamentaler Teil unserer Gesellschaft sein kann, ist und sein sollte. Glaube und Religion waren wie kaum etwas anderes in der Lage, gesellschaftlich Moral zu vermitteln, sich in der Welt zu verorten und Gemeinschaft zu schaffen. Das ist an und für sich eine Instanz, die wir dringend benötigen in einer Gesellschaft, die immer weiter fragmentiert, in der die Unsicherheiten zuund die Gemeinschaftlichkeiten abnehmen. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Zulauf, den Yoga, Selbsthilferatgeber, Mediations- und Kunstretreats und andere spirituelle Angebote erfahren, nicht nur zufällig zusammenfällt mit einer Zeit, in der die Kirche rasant an Mitgliedern verliert. Kirche und Glaube haben nur eine Zukunft, wenn sie es schaffen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen und gleichzeitig den Schritt ins 21. Jahrhundert zu machen. Es wäre dringend notwendig.

Carla Reemtsma

Carla Reemtsma, Jahrgang 1998, ist Mitorganisatorin und Sprecherin der Klimaschutzbewegung Fridays for Future in Deutschland. Sie hat einen Bachelorabschluss in Politik und Wirtschaft und studiert aktuell im Masterstudiengang Integrated Natural Resource Management an der Humboldt-Universität in Berlin.

Nora Bossong

Nora Bossong, Jahrgang 1982 – geboren in Bremen, studierte in Berlin, Potsdam und Rom. Von ihr erschienen zuletzt „Schutzzone“, Roman 2019, „Auch morgen“, politische Texte 2021, und „Die Geschmeidigen. Meine Generation und der neue Ernst des Lebens“, Sachbuch 2022. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Thomas-Mann- Preis und dem Joseph-Breitenbach- Preis. Sie ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und im PEN Berlin und lebt als freie Schriftstellerin in Berlin.

Von Gott zu reden – oder wenn wir noch weitergehen wollen: zu Gott zu reden bedeutet, sich ins Verhältnis zu setzen. Uns selbst, unser tägliches Streben, unsere mal niederen, mal hehren Motive und Gefühle, unsere Machtund Ohnmachtserfahrung ins Verhältnis setzen zu etwas Größerem, Umfassenden. Zugleich in ein Verhältnis zu treten zur Welt, erlebt als Schöpfung, die ihre Geheimnisse bewahrt und uns doch nicht stumm und ohne Antwort zurückweist. Es ist eine Annäherung, ein Loslassen und darin eine Überschreitung des um sich selbst kreisenden Menschen. Kein einfaches Rezept gegen Verzweiflung und dennoch Trost.

”Hat die Rede von Gott noch eine Zukunft?

Ja! Sehr wichtig ist mir die Überwindung der Arroganz der Menschen.
Gott steht für diese Überwindung. Bescheidenheit und Demut sind
der Gegenpol zur Arroganz.
Gott steht auch für diesen wunderbaren Planeten Erde. Die grausame
Beherrschung und Ausplünderung der Erde durch den Menschen ist
Sünde. Auch das Verprassen der Güter der Erde ist verwerflich. Und
die Vermehrung der Weltbevölkerung muss aufhören. Der
Bibelspruch „Seid fruchtbar und mehret euch“ ist völlig überholt.
Gott steht auch für Frieden. Angriffskriege, auch solche mit
religiösem Ziel, sind eindeutig Sünde.
Fortschritt, auch technischer Fortschritt soll sein. Aber „schöpferische
Zerstörung“ und radikalisierter Wettbewerb sind gefährlicher Unsinn!”

Weizsäcker

Ernst Ulrich von Weizsäcker

Ernst Ulrich von Weizsäcker (*25.06.1939 in Zürich) war von 1998 bis 2005 für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Wissenschaftler äußert er sich insbesondere zum Thema Umweltpolitik und tritt für mehr Klimaschutz ein.

Weizsäcker

Ernst Ulrich von Weizsäcker

Ernst Ulrich von Weizsäcker (*25.06.1939 in Zürich) war von 1998 bis 2005 für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Wissenschaftler äußert er sich insbesondere zum Thema Umweltpolitik und tritt für mehr Klimaschutz ein.

”Hat die Rede von Gott noch eine Zukunft?

Ja! Sehr wichtig ist mir die Überwindung der Arroganz der Menschen.
Gott steht für diese Überwindung. Bescheidenheit und Demut sind
der Gegenpol zur Arroganz.
Gott steht auch für diesen wunderbaren Planeten Erde. Die grausame
Beherrschung und Ausplünderung der Erde durch den Menschen ist
Sünde. Auch das Verprassen der Güter der Erde ist verwerflich. Und
die Vermehrung der Weltbevölkerung muss aufhören. Der
Bibelspruch „Seid fruchtbar und mehret euch“ ist völlig überholt.
Gott steht auch für Frieden. Angriffskriege, auch solche mit
religiösem Ziel, sind eindeutig Sünde.
Fortschritt, auch technischer Fortschritt soll sein. Aber „schöpferische
Zerstörung“ und radikalisierter Wettbewerb sind gefährlicher Unsinn!”

”Hat die Rede von Gott noch eine Zukunft?

Ja! Sehr wichtig ist mir die Überwindung der Arroganz der Menschen.
Gott steht für diese Überwindung. Bescheidenheit und Demut sind
der Gegenpol zur Arroganz.
Gott steht auch für diesen wunderbaren Planeten Erde. Die grausame
Beherrschung und Ausplünderung der Erde durch den Menschen ist
Sünde. Auch das Verprassen der Güter der Erde ist verwerflich. Und
die Vermehrung der Weltbevölkerung muss aufhören. Der
Bibelspruch „Seid fruchtbar und mehret euch“ ist völlig überholt.
Gott steht auch für Frieden. Angriffskriege, auch solche mit
religiösem Ziel, sind eindeutig Sünde.
Fortschritt, auch technischer Fortschritt soll sein. Aber „schöpferische
Zerstörung“ und radikalisierter Wettbewerb sind gefährlicher Unsinn!”

Weizsäcker

Ernst Ulrich von Weizsäcker

Ernst Ulrich von Weizsäcker (*25.06.1939 in Zürich) war von 1998 bis 2005 für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Wissenschaftler äußert er sich insbesondere zum Thema Umweltpolitik und tritt für mehr Klimaschutz ein.

Wer steckt hinter sinnstiftermag?

Sinnstiftermag ist ein Zusammenschluss von Zeitanalytikern, Werbern, Designern und Fotografen, die von einer gemeinsamen Beobachtung ausgehen: dem enormen Sinnstiftungspotential der alten und neuen Medien. In Partnerschaft mit Akteuren aus Kommunikation und Kirche sucht sinnstiftermag nach den Analogien religiöser und medialer Kommunikation.

Matthias_Sellmann

Prof. Dr. Matthias Sellmann

Theologie, Soziologie

Matthias Sellmann promovierter Theologe und Soziologe, seit Februar 2009 Prof. für Pastoraltheologie an der Ruhruniversität Bochum. Seit 2013 Gründer und Direktor des ‚Zentrum für angewandte Pastoral­forschung‘ (www.zap-bochum.de). Prof. Sellmann ist Mitglied des Zentralkomitee der deutschen Katholiken sowie Berater der Deutschen Bischofskonferenz in Jugendfragen. Intensive Beratungs-, Vortrags-
und Autorentätigkeit.

Sellmanns Passion liegt in der Erzeugung einer ganz bestimmten kreativen Energie: Welcher Funke schlägt aus der Begegnung von gesellschaftlichen Trends und der kirchlichen Tradition? Diese Energie möchte Sellmann nutzbar machen: für eine professioneller arbeitende Organisation von Kirche und für eine attraktivere Kommunikation der christlichen Lebenskunst.

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Martin Steffen

Fotografie

Martin Steffen ist Menschenfotograf und arbeitet sowohl für Profit- als auch Nonprofit-Unternehmen. Nach einer Ausbildung beim Lette-Verein in Berlin war er Assistent von Jim Rakete in Berlin. Anschließend assistierte er bei dem Fotografen Jean-Pierre Godot in Paris. Martin Steffen lebt in Bochum.

Dieter-Rehmann

Dieter Rehmann

Marketing, Kommunikation, Fundraising

Arbeitete nach dem Publizistikstudium und einer Ausbildung als Konzeptioner und Texter 15 Jahre als Kreativdirektor in einer großen Werbeagentur. Heute ist er geschäftsführender Gesellschafter der Kommunikationsagentur 31M und als Dozent für Marketing, CI, PR und Fundraising tätig.

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Michael Jochim

Werbung, PR

Michael Jochim war 1985 Mitbegründer der BJS Werbeagentur in Essen. Er kann auf jahrzehntelange Kontakte und Verbindungen zu Organisa­tionen, Verbänden und Einrichtungen im non-profit-Bereich zurück­grei­fen. Als Kreativer ist ihm die Vernetzung und aktive Mitar­beit in sozialen Projekten und Ehrenämtern ein großes persönliches Anliegen.

Bei Vorträgen, Podiumsbeiträgen und Workshops sind seine Erfahrungen immer wieder gefragt. Neugierde, Kreativität und die Lust innovative Kommunikation im Team zu entwickeln und zu fördern sind seine Leiden­schaft. Deshalb lag ihm seine Position als Consultant bei einem neu gegründeten Kommunikationsunternehmen besonders am Herzen.

Daniel-Buerger

Daniel Bürger

Design, Konzeption

Schloss seine Ausbildung zum Mediengestalter als NRW-Jahrgangs­bester ab. Danach studierte er Grafikdesign an der FH Düsseldorf. Für seine Diplomarbeit erhielt er den Red Dot Award im Bereich Communication Design. Bei 31M ist er als Geschäftsführender Gesellschafter für Design und Konzeption verantwortlich.

Kerstin-Jansen

Kerstin Jansen

Kreation

War fast achtzehn Jahre für die Realisierung kreativer Entwürfe, Reinzeichnungen und Druckvorstufenüberwachung in einer großen Essener Werbeagentur verantwortlich. Seit 2013 übernimmt sie diese Aufgabenbereiche bei 31M und ist nun auch zuständig für die sinn­stiftermag-Homepage.

E-mail: k.jansen@31m.de

Kontakt

Zentrum für angewandte Pastoralforschung

Karolin Fischer

Office Management

O-Werk

Suttner-Nobel-Allee 4

44780 Bochum 

0234 32 21 385